So wirst du sachlicher im Konflikt und
hast deine Gefühle im Griff!
Deine Gefühle fahren Achterbahn, wenn es zu Konflikten am Arbeitsplatz oder im eignen Team kommt. Klar denken, sachlich argumentieren, Lösungen finden - all das ist zunächst einmal unmöglich geworden. Du fühlst dich handlungsunfähig, blockiert und wünscht dir endlich wieder sachlicher zu werden, um eine Lösung für das Problem finden zu können.
Im nachstehenden Blogartikel gehe ich ausführlich auf das Thema ein, teile meine Gedanken dazu und gebe dir ein paar Ideen zu Hand, wie du es schaffen kannst den Konflikt zurück auf die Sachebene zu bringen.
Deine Beziehung zu deinen Gefühlen
Wenn du dir wünscht im Konflikt sachlicher zu werden und deine Gefühle in den Griff zu bekommen, ist es zunächst wichtig zu hinterfragen wie du grundsätzlich zu deinen Emotionen stehst.
Du kannst dir hierfür die folgenden drei Fragen stellen und dir ehrliche Antworten geben:
Kann ich meine Gefühle fühlen und benennen?
Wenn dir die Beantwortung der Frage schwer fällt, dann könntest du dir zum Beispiel diese Liste der Gefühle ansehen und überlegen, ob es dir hilft dein Gefühl zu benennen. Die Klarheit welches Gefühl in einem bestimmten Konflikt ausgelöst wird, gibt Aufschluss darüber, was dir fehlt, was dich stört und was du dir anders wünscht. Es zeigt in weiter Folge das Bedürfnis, das nicht erfüllt ist.
Sehe ich meine Gefühle oder bewerte ich sie?
Meist ist dies eine schwierige Übung für uns. Nimmst du das Gefühl wahr oder gibst du ihm gleich eine Wertung mit: "gut", "schlecht", "unnötig", "unangebracht" etc. Versuche deine Gefühlslage zu beobachten und wenn bewertende Gedanken kommen, lass sie ziehen.
Dürfen Gefühle da sein?
Früher dachte ich ganz oft "ich bin zu emotional". Ich habe meine Gefühle gehasst. Jedes Mal, wenn mir in der Schule und später im Job die Tränen in die Augen gestiegen sind, wollte ich am liebsten im Boden versinken vor Scham. Dadurch war ich ständig nervös, habe jede Kritik persönlich genommen und bin Konflikten lieber aus dem Weg gegangen. Nur nicht vor allen anderen emotional werden! Das war meine Devise.
Meine persönliche Weiterentwicklung hat mich gelehrt meine Emotionen als Schatz zu betrachten. Erst durch meine aufrechte Gefühlswelt ist es mir möglich meinen derzeitigen Job auszuführen. Meine Emotionalität hilft mir empathisch zu sein. Meine Gefühle sind Freunde geworden. Meine Beziehung zu ihnen hat an Vertrauen gewonnen.
Wie steht es um deine Beziehung mit den eigenen Gefühlen? Dürfen sie da sein? Dürfen sie intensiv sein?
In meiner Mastermind Gruppe habe ich ein wunderbares Bild von einer Kollegin geschenkt bekommen: Ein Regenbogen entsteht erst, wenn die Sonne scheint UND der Regen fällt. Wir sind beides: unsere Sonnen- und unsere Schattenseiten.
Gefühle am Arbeitsplatz zeigen
Hier ist definitiv ein Wandel die letzten Jahre spürbar. Waren noch vor wenigen Jahren viele Unternehmenskulturen geprägt von einer klaren Abgrenzung: Gefühle im privaten ja, Gefühle im Wirtschaftsleben nein, denn hier geht es um Zahlen und Fakten!
Digitaler Wandel und Unternehmenskulturen
Die digitale Transformation, der Vormarsch von Social Media und nicht zuletzt der Anspruch neuer Generationen hat dazu geführt, dass die Emotionen einen Siegeszug in die Büros dieser Welt vorgenommen haben. Heute geht es im Business um emotionales Storytelling, Persönlichkeit zeigen, emotionale Intelligenz beim Führen von Menschen, Purpose, Unternehmenswerte und Visionen. All diese Begrifflichkeiten spielen eine große Rolle bei meinen Kunden für Moderationen und TEAMbuildings. Hier beobachte ich die Entwicklungen ganz unmittelbar.
Ist die Unternehmenswelt dadurch gefühlvoller geworden? Mitunter. Doch im Endeffekt wird es dann immer noch mit der spezifischen Unternehmenskultur zusammenhängen, wie ausgeprägt der Umgang mit Emotion am Arbeitsplatz sein darf.
Wie schätzt du dein Umfeld ein? Finden Themen wie Teamzufriedenheit, Zusammenarbeit oder Arbeitsklima einen Ort und thematisiert ihr sie? Und das auch außerhalb von akuten Konfliktsituationen?
Bau Lagerfeuerstellen!
Mein Bild dazu ist das gute alte Lagerfeuer. Als Pfadfinderin ein vertrauter Begriff. Oft ist es nötig sich rund ums (vorgestellte) Lagerfeuer zu setzen und zu besprechen WIE es gerade läuft. Wie fühlt sich alle (im Team, im Projekt)? Welche Bedürfnisse gibt es? Welche Wünsche oder Bitten?
Nimmst du dir diese Zeit nicht bzw. wird sie euch nicht gegeben, dann sind unkontrollierte Flächenbrände vorprogrammiert. Die Emotionen werden sich entladen. Die Frage ist immer nur wann und in welcher Konzentration.
Der Bau von Lagerfeuerstellen ist Konflikt-Prävention!
Die Rolle deiner Gefühle im Konflikt
Vielleicht liest du diesen Artikel gerade, weil du deine Gefühle im Konflikt als störend, zu viel, unangebracht oder übertrieben findest. Vielleicht geht es dir auch um die (zu) emotionale Reaktion des Gegenübers. Wie auch immer, let's face it: Gefühle sind die Defaulteinstellung eines Menschen. Sie sind da. Auch bei Menschen, die nach Außen sachlich und distanziert wirken. Auch diese Menschen besitzen Gefühle.
Solange wir unseren Emotionen keine Aufmerksamkeit widmen, werden wir nicht auf die Sachebene zurückfinden. Bist du schon länger im Berufsleben, dann erzähle ich dir jetzt keine Neuigkeit. Ungeduldig fragst du dich: ja und wie kann ich jetzt damit besser umgehen?!
Versteh deine Gefühle als Kompass
Deine Gefühle sind weder störend, zu viel, noch unangebracht. Sie sind. Punkt.
Sie sind. Das so stehen zu lassen, ist nicht leicht, oder? Versuche mit ihnen in diesem Sinne umzugehen. Sie sind. Du fühlst. Du reagierst. Das ist vollkommen in Ordnung. Nun versuche sie als Kompass zu verstehen, der dich in die Richtung führt, um den Konflikt für dich klarer zu bekommen.
Deine Gefühle zeigen dir ein unerfülltes Bedürfnis. Das darfst du jetzt sehen und im nächsten Schritt artikulieren.
Beispiele gefällig? Vielleicht fühlst du...
Ungerechtigkeit, weil du gerne beim Projekt berücksichtigt worden wärst. (Bedürfnis nach Sinn/Bedeutung)
Enttäuschung, weil dir offene Kommunikation wirklich wichtig ist und deine Kollegin dich (wieder) nicht informiert hat. (Bedürfnis nach Offenheit, Respekt)
Ärger/Wut, weil Kollegen über dich im Meeting gesprochen haben statt mit dir zu reden. Du fühlst dich weiters dadurch bloßgestellt. (Bedürfnis nach Integrität, Stimmigkeit mit sich selbst, Glaubwürdigkeit, Respekt)
Wenn es dir schwerfällt ein Bedürfnis zu benennen, kannst du dir hier die Liste der Bedürfnisse ansehen und reinfühlen, was stimmig für dich ist.
Nun leite davon ab, was dir im Konflikt wirklich wichtig ist und was dich so emotional macht. Das Verstehen ist der erste Schritt.
Auf die Sachebene zurückfinden
Deine Forschungen auf der Gefühlsebene bringen dich näher an den Kern und näher an das was dir im Konflikt wirklich wichtig ist. Zum Anderen sind sie Teil der Lösung. Doch das ist nur eine Seite der Medaille. Alle Beteiligten im Konflikt - ob sie es zeigen oder nicht - bringen Gefühle dazu ins Spiel. Es entsteht meist ein großes Wirr Warr und keine Idee dazu wie ihr da wieder herausfindet.
Gefühle als Teil des Ganzen akzeptieren
Gefühle sind. Das haben wir ausführlich festgestellt. Sie dürfen bei allen sein und das ist normal.
Tipp: Schau dir die ersten Absätze nochmal durch inkl. Liste der Gefühle / Liste der Bedürfnisse.
Bereitschaft zur Klärung
Bringst du die nötige Bereitschaft zur Klärung auf? Meist ist diese vorhanden, wenn man mit dem Gegenüber weitere Berührungspunkte hat, weiterhin zusammenarbeiten muss oder in sonstiger Art und Weise eine Verbindung bestehen bleibt. Dann wird das Interesse einen guten Weg zu finden höher sein, auch beim Gegenüber.
Hat es dich sehr stark emotional erwischt, dann wird deine Bereitschaft zur Klärung darunter leiden. Du wartest vielleicht auf eine Entschuldigung oder ähnliches. Dann frag dich wohin möchtest du? Arbeitest du auf ein Ergebnis hin? Möchtest du in der Sache eine Lösung erzielen? Oder möchtest du nur in deiner Position/Meinung gesehen werden bzw. vielleicht sogar damit Recht behalten?
Ich weiß wie schwierig es ist, doch oftmals hilft es über den Schatten zu springen und sich auf Klärung einzulassen, es sich zuzumuten, obwohl man innerlich noch auf Flucht oder Kampf gepolt ist.
Tipp: Zeit ist unser Freund. Lass ein paar Stunden oder Tage vergehen. Wie sagt man so schön: schlaf darüber! Das hilft und ist vollkommen legitime Methode in der Konfliktlklärung!
Struktur in die Klärung bringen
Konflikte sind Verstrickungen, die wieder Struktur brauchen. Dies kann unter anderem durch folgende Methoden gewährleistet werden: Gesprächsleitfaden für klärende Gespräche, Gesprächsvorbereitung, externe Moderation oder Mediation, vorbereitende Einzelgespräche bevor das gesamte Team zusammenkommt und ähnliches.
Tipp: Du findest in meiner digitalen Bibliothek für die lösungsorientiert Community einige Checklisten für schwierige Gespräche, aber auch Unterlagen, um dich persönlich vorzubereiten.
Hintergründe thematisieren
Entweder es ist möglich über diese zu sprechen oder es ist nötig Unterstützung durch zB eines/r allparteilichen Dritte/n zu organisieren. Dies kann jemand aus dem eigenen Unternehmen sein, der von allen akzeptiert wird und unabhängig vom Konflikt agiert. Es kann auch ein/e externe/r Mediator*in sein. In jedem Fall wird diese Person es leichter haben nach den Gefühlen und Bedürfnissen des Konflikts zu fragen und diese sichtbar zu machen. Dabei ist es nicht nötig bis in die Untiefen unserer Psyche zu tauchen - keine Sorge! Es gilt die Balance zu finden, welche Gefühls-Information wichtig ist, um das Problem anzugehen.
Genauso wichtig ist es historische Fakten, Rahmenbedingungen oder andere Hintergründe zu thematisieren. Was steckt wirklich alles hinter dem Konflikt?
Tipp: Protokolle lesen, E-Mail Konversationen durchgehen, Fragen sammeln, andere Anwesende um ihre Sichtweise dazu bitten, Beobachtungen anderer erfragen, etc. nicht im Sinne einer Beweissammlung, sondern im Sinne einer Klärung der IST Situation.
IST Zustand sichtbar machen
Weiters ist es hilfreich zunächst einmal nur den IST Zustand für alle transparent zu machen. Mach nicht den Fehler und denke sofort in Lösungen. Hier sind Vorschläge oder Ratschläge fehl am Platz. Es geht primär um das Erfassen der Situation.
Ganz oft streiten wir über Dinge, von denen wir ganz unterschiedliche Vorstellungen oder Informationen haben. Sind alle überhaupt am selben Wissenstand? Nennen wir die Dinge beim Namen und verstehen wir alle dasselbe darunter?
Tipp: Konkretisieren ist hier die wichtigste Interventionsmaßnahme. Wann, wer genau, wie, was - je konkreter desto besser und klarer die IST Situation. Dann hat "verstehen" eine Chance. Alle um Offenheit im Sinne der Klärung bitten.
So merkst du, dass du am richtigen Weg bist!
Ist die Hürde heraus aus Sprachlosigkeit und Stillstand geschafft, wirst du eine deutliche innere Erleichterung spüren. Vielleicht zunächst nur sehr zaghaft. Immerhin ist das ein Schritt auf dem (mitunter längeren) Weg zur Lösung.
Handlungen und Bewegungen von dir, werden auch bei allen Gegenüber Wirkungen zeigen. Ich erlebe es immer wieder, dass zunächst alle verzweifelt sind und kein Licht am Ende des Tunnels sehen. Dann trauen sich Menschen Gefühle und Bedürfnisse, Wünsche und Bitten auszudrücken. Das gegenseitige Verständnis bekommt eine Chance. Aha Momente treten ein. Das sind magische Momente, die scheinbar ausweglose Situationen wieder begehbar machen.
Fazit
Als Mensch hast du Gefühle, auch im Berufsleben. Sie dürfen da sein. Ohne Bewertung. Betrachte diese Emotionen als deinen Kompass zu unerfüllten Bedürfnissen. Sie sind ein Schatz und helfen dir deinen Weg zu gehen!
Welche Wünsche nach Veränderung stecken dahinter? Welche Bitten nach Verhaltensänderung möchtest du an andere richten? Welche gemeinsamen Ziele sind trotz allen Widrigkeiten da? Bewege dich mental raus aus dem Problem und rein in eine mögliche Zukunft. Wie sieht diese für dich aus? Wie kannst du sie für andere sichtbar machen, so dass daran gearbeitet werden kann?
Hast du Lust dich noch mehr mit dem Thema Lösungsorientierung - neue Perspektiven bei Konflikten - auseinander zu setzen? Herzliche Einladung auf meine E-Mail Liste, wo ich regelmäßig zu diesen Themen schreibe, auf neue Blogartikel aufmerksam mache, Checklisten und andere Hilfestellungen teile und Community Treffen veranstalte!
"Wie sag ich es?"
So sprichst du dein Gegenüber auf unangenehme oder störende Dinge an, ohne anzugreifen.
Jetzt downloaden: 10-seitiges, beschreibbares Workbook (PDF)
in der Lösungsorientiert-Community Bibliothek:
Du hast noch Fragen?
Lass mir deine Fragen gerne als Kommentar unter diesem Blogpost da. Ich gehe gerne noch darauf ein!
Stefanie Jirgal - www.loesungsorientiert.at
Wow, toller Beitrag! Das sehe ich auch so. Wir wollen immer die „negativen“ Gefühle loswerden, anstatt sie einfach mal zu fühlen. Gerade bei uns Frauen und dem Gefühl von Wut steckt oft dahinter, dass brave Mädchen ja nicht wütend sein dürfen, und so erlauben wir es uns oft nicht dem Ausdruck zu verleihen bzw. die Wut zu spüren.
Liebe Grüße, Katharina
Liebe Katharina,
danke für deinen Kommentar und deine Überlegungen zum Blogartikel! Du sprichst ein ganz wichtiges Thema an.
Aber ja – gar nicht leicht das mal zuzulassen!
Bis bald!
lg
Stefanie