Wegen Konflikt im Team gekündigt!
Wie ich meinen schwierigen Berufseinstieg heute sehe.
Die Zeit, die ich damals erlebte, der Konflikt im Team, die harten Gespräche, die unangenehmen Gefühle, sind mir immer noch in guter Erinnerung.
Es ist gewiss sehr persönlich meine Erlebnisse mit dir heute zu teilen. Ich erzähle dir diese Geschichte, um dich zu motivieren durch Analyse deines eigenen Konfliktverhaltens zu lernen und zu einer besseren Führungskraft zu werden.
Meine Geschichte
Auf Herz und Nieren prüften sie mich im Vorstellungsgespräch. Ich musste einen Test absolvieren, Aufgaben erfüllen und mit mehreren Personen ein persönliches Gespräch führen.
Der Anruf, ob ich die Position als Projektmanagement Assistenz erhalte, war ziemlich aufregend damals. Umso größer die Freude als ich die Zusage erhielt. Endlich. Mein erster „richtiger“ Job nach dem Studienabschluss!
Von der Assistentin zur Leiterin in wenigen Wochen!
Die ersten Wochen benötigte ich, mich zurecht zu finden. Kolleginnen und Kollegen kennen lernen, verstehen, wer kann mit wem und wer mit wem nicht, wie ticken die Chefs so und vor allem was sind meine Aufgaben?
Ich lebte mich gut ein in meiner Assistentenstelle.
Die Flut an neuen Eindrücken war aufregend. Kunden treffen und innovative Online Projekte umsetzen (und wir sprechen hier von der Pionierzeit des Internet!), sowie neue technische Aspekte lernen, forderten mich auf eine gute Art und Weise heraus.
Schön langsam hatte ich das Gefühl hineinzuwachsen in dieses Team.
Eines Tages traf es mich wie einen Schlag. Meine Vorgesetzte rief mich zu sich und erklärte mir vertrauensvoll unter vier Augen. „Weißt du, ich hab dich damals extra aus den Bewerbern ausgewählt, nicht weil ich eine Assistenz gesucht habe, sondern weil ich eine Nachfolgerin finden wollte!“, das musste ich erst einmal verdauen.
Nach nur wenigen Wochen sollte ich also die Stelle der Projektleitung übernehmen?
Da musste ich tief durchatmen.
War ich diesem Rollenwechsel nach so kurzer Zeit gewachsen?
Mutig drauf los!
Man kann sagen, ich fügte mich dem Schicksal und versuchte die Leitung so gut wie möglich zu übernehmen. Obwohl ich schon Erfahrungen gesammelt hatte, dass nicht alle Teammitglieder gleich stark an der Zielerreichung interessiert waren, hoffte ich auf Unterstützung von allen.
Ich startete mit den besten Absichten und viel Elan, doch merkte zusehens, dass ich schwer unter Druck geriet.
Was ich heraus fand:
Es gab bestehende (alte, schwelende) Konflikte zwischen Teammitgliedern, die auf nicht so erfolgreich abgeschlossenen Projekten, aber auch privaten Gründen (Affären) begründet waren.
Einige Teammitglieder hatten innerlich gekündigt und bereiteten heimlich ihren Absprung vor.
Die Führung des Unternehmens übte ständig von oben Druck auf alle aus, was dazu führte, dass dieser Druck unter einander weiter gegeben wurde. Penibel wurde jedes Gespräch protokolliert um später jemand anders einen Fehler nachweisen zu können, jeder versuchte seine eigene Haut zu retten. Selbst juristisches Vorgehen gegen Mitarbeiter war übliche Praxis, daher war „Lauerstimmung“.
Aus oben genannten Gründen bekam ich oft nicht die offene und ehrliche Antwort und konnte dadurch Projektzeiten, sowie Projektkosten nicht korrekt kalkulieren.
Der Druck wurde zu groß
Ich stand im Spannungsfeld Kunde – Geschätsführung – Projektteam, war aber die einzige an vorderster Front, d.h. ging was schief, musste immer nur ich den Kopf hinhalten, die übrigen Teammitglieder bekamen es nur am Rande mit.
Die mangelnde Erfahrung brachte es mit sich, dass ich mich vor allem folgender Überzeugung hingab:
„Ich darf nicht um Hilfe bitten, ich muss es alleine schaffen, sonst bin ich nicht professionell“
Nach Außen hin ließ ich mir meinen Stress nicht anmerken. Die Konflikte, die um mich herum tobten, hielt ich mit stoischer Ruhe aus, versuchte sogar hin und her zu vermitteln, schaffte es damals aber noch nicht meine Grenzen zu ziehen.
Oft hatte ich das Gefühl die Verantwortung für die Probleme anderer zu übernehmen oder zu versuchen krampfhaft auszugleichen um die Harmonie zu erhalten. (Ich schaffte es damals nicht die Eskalation zuzulassen).
Ich hatte große Angst vorm Scheitern. Es war mein erster „richtiger“ Job, da durfte ich nicht verlieren, so sagte ich es mir selbst. Ich hielt sprichwörtlich den Deckel drauf, glaubte, dass nur der Verlauf der Zeit meine Probleme lösen werde.
Im Gegenteil alles wurde nur noch schlimmer.
Irgendwann ging es nicht mehr. Einige Deadlines von Kunden konnten nicht eingehalten werden, unzufriedene Anrufe. Ich ließ mich dann sogar verleugnen, weil ich es nicht schaffte Farbe zu bekennen.
Ich fühlte mich komplett verantwortlich für die Konflikte, die im Team entstanden sind. Wir hatten das Vertrauen in einander verloren, wir wussten nicht mehr, ob Informationen stimmten oder ob Aufgaben tatsächlich erledigt wurden. Jeder versuchte nur noch seine eigene Haut zu retten.
Das war keine Teamarbeit mehr, so wie ich sie verstand.
Mit Tränen am Bahnhof
Eines Tages stand ich wie jeden Morgen am Bahnhof und wartete auf meinen Zug, der mich in die Arbeit bringen sollte. Doch an diesem Tag konnte ich nicht mehr anders.
Ich fühlte mich innerlich leer. Ich fühlte mich gescheitert. Ich fühlte mich am Ende.
Tränen liefen mir über die Wange. An meinem Schreibtisch sitzend, starrte ich in den Bildschirm und weinte, ich konnte nichts anderes mehr tun.
Dankbar bin ich bis heute einer Kollegin, die kurz nach mir ins Büro kam. Sie war zuständig für die Administration der Geschäftsleitung und war eine sehr direkte Persönlichkeit. Sie sprach mich an und zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, ich konnte mit jemand über die Schwierigkeiten sprechen, denen ich gegenüber stand.
Notausgang!
Sie hatte eine klare Botschaft für mich: „Möchtest du nicht einfach kündigen?“, sie hatte es ausgesprochen und ich fühlte mit einem Schlag die Erleichterung. Es war so als hätte mir jemand den Notausgang aus einem brennenden Gebäude gezeigt.
Am selben Tag reichte ich meine Kündigung ein.
Wenig später feierte ich meinen Abschied. Kurioserweise hatten wir davor nahezu jede Woche einen Abschied gefeiert, es war fast wie „business as usual“.
Was mein älteres und weiseres ICH dazu sagt
Ich fühlte mich danach noch einige Zeit wie paralysiert. Heute viele, viele Jahre später schaue ich zurück und bin der Meinung, noch nie so viel auf einmal gelernt zu haben!
Es war eine der schmerzhaftesten, aber zugleich auch besten Erfahrungen meines beruflichen Lebens!
Was DU aus meiner schmerzlichen Erfahrung lernen kannst:
#1 Ein Team ist idealerweise eine Unterstützungseinheit,
die ein gemeinsames Ziel verfolgt. Auch die Leitung ist Teil des Teams und darf das Team um Rat und Unterstützung fragen.
Offene und ehrliche Kommunikation ist eine wesentliche Basis für den Erfolg aller. Du kannst von Anfang an die Weichen stellen und dies als Priorität der Teamkultur ausmachen. Erste Hilfe für Teamkonflikte.
#2 Konflikte offen und wertschätzend ausfechten anstatt sie zu unterdrücken.
Ich hatte versucht „den Deckel“ drauf zu halten. Da kocht alles über. Eine Veränderung der Atmosphäre, eine gestörte Kommunikation, Missverständnisse oder Symptome wie verbale Übergriffe, Mauern, Unterdrücken von Information und anderes sind Alarmzeichen für Konflikte, die nicht einfach übergangen werden dürfen.
Du solltest diese sofort zur Priorität machen, auch wenn wichtige Kundenprojekte warten. Eine entscheidende Eigenschaft ist deine Fähigkeit Unstimmigkeiten offen, direkt, aber wertschätzend auszufechten. Hier schreibe ich über hilfreiche Fragen dazu.
#3 Die Eigenverantwortung der Akteure achten.
Konflikte, die zwischen Kolleginnen und Kollegen schwelen und vielleicht nicht direkt mit dem aktuellen Projekt zu tun haben, dürfen dennoch nicht ignoriert werden.
Oder was ich damals getan habe: ich habe „gepuffert“, ich habe die fehlende Kommunikation aufgrund des Konflikts versucht zu kompensieren und habe mich so ausgebrannt.
Zu deinem eigenen Schutz und zum Wohle der Ziele, sprich deine Beobachtung aus, dass hier Themen schwelen. Mach dir Vier Augen Gespräche aus mit den betroffenen Personen, aber lass die Verantwortung für die Lösung bei den Akteuren.
Versuche nicht, die Situation mit Ratschlägen zu „verbessern“.
#4 Hilfe suchen ist kein Zeichen von Schwäche.
Egal, wie viel Erfahrung du im Umgang mit Teams hast, irgendwann kommen Herausforderungen, denen du dich vielleicht nicht gewachsen fühlst. Es ist ok dann um Hilfe zu bitten.
Entweder gibt es Vorgesetzte mit denen du die Situationen besprechen kannst (und die deine Fragen als Zeichen von Stärke und Lernwillen sehen!) oder du suchst extern Unterstützung durch Coaches oder Mentoren.
Voneinander zu lernen, ist so enorm wichtig, wir müssen nicht alles alleine schaffen.
Ich mache mich durch meine Schilderung sehr verletzlich, doch ich halte es für notwendig, dass wir offen und ehrlich sprechen. Heute bin ich Mediatorin und fühle mich „mitten im Konfliktgeschehen“ sicher und kann diesen „Raum“ auch für meine Kunden halten.
Erstgespräch vereinbaren
Lerne Stefanie persönlich kennen und kläre mit ihr, wie sie dich bei deiner Arbeit als Führungsmensch bzw. beim Lösen eines Konflikts im Team helfen unterstützen kann: