
Diese 3 Einsichten verändern, wie ich lebe.
Zeit für einen "Einkehrschwung" bei mir selbst. "Einkehrschwung", so beschreibt Matthias Strolz seinen Vertiefungsworkshop "Homo Universus" (Anm.: klingt vielleicht komisch, hat aber sehr viel Sinn!), an dem ich die letzten beiden Tage teilgenommen habe. Am wunderschönen, frühlingshaften Tulbingerkogel treffe ich auf 19 Menschen, die ebenso wie ich, Abstand vom Alltag nehmen, um den eigenen Weg genauer unter die Lupe zu nehmen.
Dieses Mal war das Zusammentreffen mit Matthias und der Gruppe persönlicher und emotionaler für mich als die anderen beiden Male. Das ist auch der Grund, warum ich mich entschieden habe hier im Blogartikel "nur" meine drei wichtigsten Einsichten zu teilen und nicht - so wie beim letzten Deep Dive - eine komplette Nachbetrachtung zu verfassen. Ich tue das, weil ich nach Außen wirksam sein möchte und dich teilhaben lasse an inneren Prozessen und theoretischen Hintergründen, die wahrscheinlich auch auf dein Leben einen großen Einfluss haben können.
Wenn du regelmäßig in die Selbstreflexion gehst, dann wird es dir leicht fallen mir hier sofort gedanklich zu folgen. Solltest du eher spärlich mit Reflexion über dich und dein eigenes Leben umgehen, dann betrittst du mit meinem Blogartikel vielleicht Neuland. Lass mich daher kurz erklären, was "Einkehrschwung" für mich bedeutet, dann kannst du entscheiden, ob du es einmal ausprobieren möchtest.
Was ist ein Einkehrschwung?
Das Leben hat tagtäglich viel für uns zu bieten. Von Morgens bis Abends herrscht meist reges Treiben. Hast du eine eigene Familie, dann vergeht so ein Tag vielleicht noch intensiver. Da werden To Dos abgearbeitet, Jausenbrote hergerichtet, Meetings abgehalten, Deadlines eingehalten, gekocht, zum Sport gegangen, gelesen, mit dem Hund gegangen und so weiter.
Überlege mal wie so ein typischer Tag bei dir aussieht. Das geht dann Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr. Manche wundern sich dann, denn da kommt der Tag an dem die Schule für immer vorbei ist, der Tag an dem die Kinder ausgezogen sind und das Haus leer ist, der Tag an dem die Pension beginnt oder der Tag an dem dich plötzlich eine schwere Krankheit trifft.
Schnell kann sich alles was du kennst ändern, ohne das du überhaupt merkst, ob du "richtig" bist, da wo du gerade bist.
Ich habe schon lange in meinem Leben beschlossen es nicht einfach geschehen zu lassen, sondern immer wieder darauf zu schauen, wie es verläuft und welche Wendungen ich mitbestimmen kann.
Die Entscheidung, wie ich auf etwas schaue, entscheidet was ich sehe, meinte Matthias am zweiten Tag zu uns.
Da kommt der Einkehrschwung ins Spiel: ein fixer Zeitrahmen, wo es um die eigenen Themen, Wendungen, Entscheidungen, Haltungen, inneren Glaubenssätze geht, die wir in uns tragen. Was trägt mich weiter? Was leitet mich? Was hindert mich? Wohin solls gehen? So können wir uns immer wieder Fragen stellen und uns Leitplanken gestalten, die uns helfen Entscheidungen zu treffen. Dies kann entweder alleine zu Hause in Stille passieren oder - und aus meiner Sicht wesentlich effektiver - in einer gleichgesinnten Gruppe, die sich unterstützt. Für zweiteres habe ich mich dieser Tage entschieden.
Nun, was nehme ich mit und was kann auch für dich hilfreich sein?

Wieder ganz viele neue Erkenntnisse beim Deep Dive Workshop unter Leitung von Matthias Strolz.
Erkenntnis: Finde deinen Kompass im Leben.
Stell dir vor, du stehst an einem Wendepunkt. Vielleicht läuft alles ganz okay, aber da ist dieses leise Ziehen: "Soll das wirklich alles gewesen sein?" Möchtest du lieber ein ruhiges, geregeltes Leben führen – oder bist du bereit, dich auf ein neues Abenteuer einzulassen?
Heute mangelt es nicht an Möglichkeiten. Im Gegenteil – oft gibt es zu viele. Und genau das macht Entscheidungen nicht leichter. Woran orientierst du dich? Am Gehalt? An der freien Zeit? Am nächsten Karriereschritt? Oder vielleicht an etwas ganz anderem?
Was dir dabei helfen kann, ist ein innerer Kompass. Etwas, das dir die Richtung zeigt, wenn du gerade den Überblick verloren hast.
Dein innerer Leitwert – Orientierung von innen
Ein solcher Kompass kann dein persönlicher Leitwert sein. Also ein innerer Wert, der dich durch schwierige Entscheidungen trägt.
Wenn dir zum Beispiel Ehrlichkeit wichtig ist, wirst du vermutlich auch in heiklen Momenten offen sagen, was du denkst – selbst wenn es unangenehm ist. Wenn dein zentraler Wert Freiheit ist, strebst du vielleicht danach, selbstbestimmt zu leben und dich nicht abhängig zu machen.
Werte sind keine starren Regeln. Sie sind wie Haltungen oder Grundtöne, die dein Denken, Fühlen und Handeln prägen. Und sie helfen dir, dir selbst treu zu bleiben – besonders dann, wenn der Weg gerade unklar ist.
In solchen Momenten können sie wie ein Leuchtturm wirken: Sie zeigen dir die Richtung, auch wenn du das Ziel noch nicht genau kennst. An Weggabelungen kannst du dich fragen: "Was entspricht jetzt meinem inneren Wert – und was nicht?"
Was wäre, wenn heute dein letzter Tag wäre?
Neben deinen Werten gibt es noch eine andere, kraftvolle Quelle für Klarheit: das Bewusstsein deiner eigenen Endlichkeit.
Wenn du gerade nicht weißt, welchen Weg du einschlagen sollst, stell dir folgende Frage:
"Was wäre mir wichtig, wenn heute mein letzter Tag wäre? Oder wenn ich nur noch eine Woche zu leben hätte?"
Diese Perspektive rückt oft vieles wieder gerade. Du erkennst vielleicht, dass du gerade mehr Erwartungen anderer erfüllst, als auf deine eigenen Bedürfnisse zu hören. Genau dann ist es Zeit, innezuhalten und dich neu auszurichten.
Vorbilder und dein inneres Team
Manchmal hilft es, den Blick nach außen zu richten: Wer inspiriert dich? Wer lebt schon so, wie du es dir wünschst? Schau dir an, wie dieser Mensch entscheidet, lebt, handelt. Das kann dir als Leitstern dienen – als Idee davon, wie ein möglicher Weg für dich aussehen könnte.
Aber sei achtsam: Jeder Mensch lebt sein Leben. Nur weil etwas für andere funktioniert, heißt das nicht automatisch, dass es auch zu dir passt. Erlaube dir, zu prüfen, was du davon übernehmen möchtest – und was nicht.
Ein weiterer, oft überraschender Zugang zur inneren Klarheit ist das Modell des inneren Teams von Friedemann Schulz von Thun. Dabei geht es darum, die verschiedenen inneren Stimmen in dir – etwa den Mutmacher, die Vorsichtige, den Kritiker oder die Visionärin – bewusst wahrzunehmen. Statt sie gegeneinander arbeiten zu lassen, kannst du sie in einen inneren Dialog bringen. So wird es möglich, zu stimmigen, ausbalancierten Entscheidungen zu kommen – die nicht nur rational Sinn machen, sondern sich auch innerlich richtig anfühlen.

Finde deinen Kompass im Leben, zum Beispiel deine Leitwerte.
Erkenntnis: Stille
Ich bin ein Mensch mit vielen Interessen, ständig in Bewegung und mit einem hohen Verantwortungsbewusstsein unterwegs. Stille – das war lange Zeit ein seltenes Gut in meinem Alltag. Doch bei den Deep Dives, die ich regelmäßig besuchte, hat sie einen festen Platz. Immer wieder taucht sie im Ablauf auf – als bewusster Moment der Unterbrechung, der mehr ist als nur eine Pause.
Anfangs war das für mich ungewohnt. Einfach eine Minute in Stille dasitzen, mit anderen gemeinsam – ohne Aufgabe, ohne Ziel. Nur sein. Ich spürte innere Unruhe. Vielleicht meldete sich da meine innere Antreiberin, die sonst dafür sorgt, dass ich effizient, präsent und aktiv bin.
Stille hat viele Gesichter
Inzwischen habe ich den dritten Vertiefungsworkshop hinter mir– und ich genieße jede stille Minute. Ob zu Beginn, zwischendurch als kleine Meditation oder am Ende zur Reflexion: Die Stille wirkt.
Dabei bedeutet Stille nicht immer, still auf einem Sessel zu sitzen oder im Schneidersitz auf einer Matte zu verharren. Stille kann auch ein langsamer Spaziergang im Wald sein – ohne Kopfhörer, ohne Ablenkung. Oder ein Moment am Fenster mit einer Tasse Tee. Stille hat viele Formen.
Was verändert sich durch Stille?
Sie beruhigt die inneren Stimmen, die uns antreiben, kritisieren oder zweifeln lassen. Sie schafft Raum. Im Kopf, im Bauch, im Denken. Der Blick wird klarer, Entscheidungen fallen leichter. Und der Stresspegel sinkt ganz nebenbei.
Für mich fühlt sich Stille inzwischen wie ein kurzes Auftanken an. Ein Innehalten, das nichts fordert – und doch so viel gibt.
Mehr Stille im Alltag
Ich habe beschlossen, ihr mehr Platz zu geben – auch außerhalb der Workshops. Zum Beispiel durch einen kurzen Moment der Stille, bevor ich mein E-Mail-Postfach öffne. Einen täglichen Spaziergang – ohne Gespräche, ohne Musik. Oder durch 10 Minuten Tagebuchschreiben – einfach, um Gedanken Raum zu geben.
Vielleicht möchtest du es auch ausprobieren? Stille ist kein Luxus. Sie ist ein wertvoller Teil eines klaren, kraftvollen Alltags.

Momente, die ich ganz alleine verbracht habe: Sonnenuntergang und ein Spaziergang am Tulbingerkogel
Erkenntnis: Integration
Nach dem dritten Deep Dive mit Matthias Strolz hat sich bei mir ein Begriff besonders eingeprägt: Integration. Nicht im politischen oder rein gesellschaftlichen Sinn – sondern als innere Haltung, als Einladung, das Ganze zu sehen.
Denn wir tragen alle unterschiedliche Anteile in uns:
- die kraftvolle Seite, die gestalten will – und
- die verletzliche, die zweifelt oder sich zurückzieht.
- Unsere hellen, sichtbaren Seiten (Stärke, Liebe, Verständnis,...) genauso wie
- die dunkleren (Ablehnung, Ausgrenzung, Ärger, Eifersucht, Neid,...), die wir lieber verstecken.
Integration bedeutet für mich, beides anzunehmen – Licht und Schatten – und beidem einen Platz zu geben. Nicht gegeneinander auszuspielen, sondern in Beziehung zu bringen. Denn erst im Zusammenspiel entsteht das, was man als innere Ganzheit bezeichnen könnte.
Und diese Erkenntnis geht über das Persönliche hinaus: Auch als Gesellschaft tragen wir Widersprüche in uns. Unterschiedliche Perspektiven, Lebensrealitäten, Werte. Die Frage ist: Was davon nähren wir? Und wie gelingt es uns, das Verbindende zu stärken, ohne die Unterschiede zu verleugnen?
Unsere Schatten kommen in tausend Verkleidungen, meinte Matthias.
Davon nehme ich besonders viel für die Initiative Stadt des Miteinanders mit, die ich in Tulln an der Donau leite. Wie kann es uns gelingen, die Gleichzeitigkeit so vieler innerer Haltungen, Sichtweisen und Werte zu integrieren – ohne uns zu spalten, sondern um dadurch eine neue Balance im Zusammenhalt zu finden?
Das ist keine leichte Aufgabe. Und es ist auch kein Projekt, das man einfach "umsetzt". Es ist ein lebendiger, kollektiver Prozess, der Beteiligung braucht – von vielen. Vielleicht sogar von uns allen.
Hilfreiches Modell: Spiral Dynamics
Ein Modell, das mir dabei Orientierung gibt und uns Matthias vorgestellt hat, ist Spiral Dynamics. Es beschreibt die Entwicklung von individuellen und kollektiven Bewusstseinsstufen – als dynamischen Prozess, der in Wellen verläuft. Jede dieser Stufen bringt bestimmte Werte, Denkweisen und Handlungsmuster mit sich.
Keine davon ist "besser" oder "richtiger" – jede hat ihre Zeit, ihren Platz, ihre Aufgabe.
Gerade heute – in einer Zeit voller Unsicherheiten, Krisen und Umbrüche – stehen wir als Gesellschaft vor einer großen Entwicklungsaufgabe: Können wir lernen, diese unterschiedlichen Stufen nicht nur zu tolerieren, sondern als Teil eines größeren Ganzen zu integrieren?
Die Vision wäre eine Kultur, in der wir Unterschiede nicht als Bedrohung empfinden, sondern als Ergänzung. Wo nicht der lauteste Standpunkt gewinnt, sondern das gemeinsame Weiterdenken zählt.
Wo kollektive Intelligenz entstehen kann – weil wir nicht gegeneinander, sondern miteinander wachsen wollen.
Bedeutung der Farben in Spiral Dynamics
Die einzelnen Entwicklungsstufen in Spiral Dynamics sind mit Farben beschrieben – jede Farbe steht für ein bestimmtes Werte- und Weltbild, das sowohl in Individuen als auch in Gruppen oder Gesellschaften sichtbar wird.
Hier ein kurzer Überblick:
Beige – Überleben: Fokus auf Grundbedürfnisse, Überleben im Hier und Jetzt. (z. B. in Krisen oder extremer Not)
Purpur – Gemeinschaft und Magie: Stammesdenken, Rituale, Schutz durch die Gruppe.
Rot – Macht und Kontrolle: Durchsetzungskraft, Stärke, Hierarchien, „Ich zuerst“.
Blau – Ordnung und Regeln: Klare Strukturen, moralische Werte, Pflichtbewusstsein.
Orange – Leistung und Erfolg: Fortschritt, Wissenschaft, Wettbewerb, Individualismus.
Grün – Gemeinschaft und Gleichwertigkeit: Empathie, Konsens, Harmonie, Nachhaltigkeit.
Gelb – Systemisches Denken: Flexibilität, Integration verschiedener Perspektiven, Selbstverantwortung.
Türkis – Ganzheit und Verbundenheit: Globales Bewusstsein, spirituelle Verbundenheit, kollektive Intelligenz.
Die Farben bauen nicht linear aufeinander auf – vielmehr sind sie wie eine Spirale: Alte Muster können wieder auftauchen, neue Perspektiven entstehen, sobald wir bereit sind, sie zu integrieren.
Die spannende Frage ist: Wo stehen wir als Gesellschaft heute? Und was brauchen wir, um den nächsten Schritt zu gehen?

Fazit
Ich schließe diesen Blogartikel mit einem Gedanken aus dem Theory U-Modell von Otto Scharmer. Auch dieses Modell zeigt uns, welche Qualitäten wir brauchen, um in diesen herausfordernden Zeiten nicht nur zu reagieren, sondern bewusst und kraftvoll voranzugehen – als Einzelne und als Gesellschaft.
Vielleicht nimmst auch du etwas für dich mit: für dein Team, deine Abteilung, deine Gemeinde oder eine andere Gruppe, in der du Verantwortung trägst.
Cultivate Open Mind, Open Heart, Open Will – und stärke in dir die Haltungen von Neugier, Mitgefühl und Mut. So kann eine echte Aufwärtsspirale entstehen.
Was interessiert dich besonders an diesen Themen?
Was möchtest du noch genauer wissen?
Schreib’s mir gern in die Kommentare – ich freue mich über dein Feedback und darüber, worüber du gerne mehr lesen würdest.
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